Zusammenfassung eines persönlichen Focusingerlebnisses von mir. Begleitet hat mich meine Kollegin Maria Merk.
Eine der vielen schönen Sachen an Focusing ist, dass für das Arbeiten an bzw. mit einem Thema oder einer Frage der Inhalt nur bedingt relevant ist.
So können wir inhaltlich ein „X“ setzen, und genauso mit dem, was uns beschäftigt, arbeiten und weiterkommen.
Für dieses Thema setze ich ein X, um darin auftauchende Personen oder Kontext zu anonymisieren. Es geht also um „X“. X ist mir neulich besonders stark aufgefallen, als ich ein damit assoziiertes Lied hörte und dabei intensive Gefühle spürte. Auf der einen Seite ist da etwas unwahrscheinlich Schönes. Gleichzeitig scheint, wie bei einer Gratwanderung, auf der anderen Seite der Sturz ziemlich steil bergab hinein in Schmerz. Meine Bereitschaft ist da, nun X meine Aufmerksamkeit zu schenken. Vor ein paar Stunden habe ich bewusst nochmal das Lied angehört.
Im Jetzt ziehe ich mir diesen Moment etwas her
Ich gucke aus dem Fenster und bemerke wieder X – mit seiner gesamten Schönheit und gleichzeitig dieser enormen Wucht an Traurigkeit! Für jetzt halte ich den starken Schmerz aus. Ich weiß, ich bin in Begleitung und Sicherheit. Während sich aus meiner Bauchgegend in innerlichen Krämpfen Schicht für Schicht Wundkruste abträgt und in Tränenform herausfließen kann, nehme ich im Hintergrund meditativ einladende Worte wahr, die beruhigend auf mich wirken und sich behutsam wiederholen. „Sei einfach bei dir … bleib in Kontakt mit dem was ist … ich bin da … nimm einfach wahr“.
X möchte Raum und gesehen sein.
Gesehen … als es etwas abebbt und schließlich ruhiger ist, ist etwas neu. Innerlich schaue ich mich um. Beim Blick aus dem Fenster sehe ich mich. Das ist neu! Ich sehe mich. Ich sehe mich auch ! Der Satz ist total stimmig. Ich sehe mich auch. Gänsehaut und warmer Rückenschauer. Ich sehe mich auch. Jetzt breitet sich Wärme und Erleichterung aus. Ich beginne mich zu regen und strecken. Ich sehe mich auch. Allmählich öffne ich meine Augen und blicke diesmal tatsächlich aus dem Fenster direkt vor mir. Ich stelle mir vor wie draußen im Grünen neben meinem X und allem was dazu gehört auch ich bin. Ich kann uns zuschmunzeln. Ich sehe mich auch.
Was ich erlebe lasse ich so stehen und wirken.
Ich merke bereits, was sich verändert hat: einerseits habe ich nun einen für mich gesünderen Abstand und vor allem Umgang gegenüber X. Andererseits hatte X vorher ganz offensichtlich eine Seite gefehlt, die jetzt vollständiger ist: mich einzubeziehen und zu sehen, wie es mir geht. Letzteres gibt nicht nur der Vergangenheit eine neue, heilende Bedeutung sondern hilft mir vor allem für zukünftige Situationen die schmerzhafte Seite von X für alle Beteiligte überflüssig zu machen. Meinen Anker als Erinnerung hat sich mein System unvergesslich integriert. Ich sehe mich auch. Das wirkt.
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