Zusammenfassung meiner eigenen Prozesserlebnisse einer Focusing – Sitzung begleitet von meiner Kollegin Maria Merk.
Es gibt einen Teil in mir, der würde gerne sterben. Jetzt nehme ich mir Zeit, ihn mir anzusehen. Ich bemerke, wie es bereits gut tut, ihn anzuerkennen, dass er da ist.
Der Teil in mir ist genau so willkommen, wie er ist.
Ich weiß, er ist nicht mein ganzes Ich und gleichzeitig bin ich mir sicher, dass er mir etwas sehr sehr Wichtiges mitzuteilen hat, denn seine Emotion kann ziemlich stark sein. Indem ich meine Aufmerksamkeit nach innen richte und in Kontakt mit mir gehe, kommt mir das Bild von – diesmal zwei – Drachen * . Es sind ein großer Drache und ein kleiner, sehr lebendiger und verspielter Drache. Ich bemerke Freude über die Lebendigkeit des kleinen Drachen. Und wie ich mich aus seinen neugierigen Augen und offenem Herzen dem großen Drache zuwende, fühle ich Traurigkeit und bekomme großes Mitgefühl. Er wirkt auf mich starr und leicht zusammengekrümmt. Ich sehe, dass er leidet. Ja, ein Teil in mir leidet, sogar sehr stark, und fühlt großen Schmerz.
Jetzt fühle ich (mich) und verstehe.
Tränen überströmen mich und ich folge meinem Impuls, den großen Drachen am Hals zu streicheln. Ich fahre mir mit meiner Hand sanft über den Hals. Ja, so ist es gerade für mich. Mein großer Drache und ich – alles verschwimmt und ist auf eigene Weise verbunden – genießen meine zärtliche Zuwendung und mein Streicheln. Nach einer Weile […] spüre ich ein Recken und lasse meinen Körper sich ganz natürlich bewegen. Dankbarkeit, Wärme und Weite beginnen sich breitzumachen. Auch der große Drache kommt in Bewegung und ihm kullert beim Blick auf den kleinen Drachen eine kleine Freudenträne über die Wange. Mit erleichtertem Seufzen bedankt er sich: „komm, lass uns Spielen gehen“
* das Bild (m)eines Drachen war für mich in einer vorangehenden Sitzung ein Schlüsselelement und taucht seither ab und an mal auf
So ist es rund für mich und ich lasse, was ich erlebe, so stehen und wirken. Ich merke die Erleichterung darüber, die Botschaft meines Teils in mir gehört, gefühlt, gespürt und gesehen, ja integriert zu haben. Irgendwie bin ich ganzer geworden. Das merke ich daran, dass mir die Energie, Kraft und Aufmerksamkeit, welche bisher für den Schmerz aufgebraucht wurden, mir nun frei zur Verfügung stehen. In besonders herausfordernden Situationen, wenn ich den mir vertrauten Schmerz anfange zu spüren, streichle ich mich am Hals – das wirkt, aufbauend auf diesem Prozesserlebnis. Ich streichle mich aber auch einfach so mal am Hals, wenn es gerade schön ist. In jedem Fall genieße ich es, mich zu spüren und gut in Kontakt mit mir zu sein. Im wahrsten Sinne des Wortes, wundervoll :)
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